BALI - die Insel der Götter und Dämonen

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Wolfgang Moning
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Religion zum Greifen nahe


In Indonesien liegt Religion gleichsam in der Luft, spürbar, fühlbar, zum Greifen nahe auf Schritt und Tritt. Wie selbstverständlich durchdringt Religion in diesem Land fast alle privaten und öffentlichen Bereiche des Lebens. Offiziell werden rund 90 % der Bevölkerung dem Islam zugeordnet. Trotzdem ist Indonesien kein islamischer Staat. Religiöse Toleranz ist ein Grundpfeiler der Verfassung dieser Nation, ihre Verwirklichung eine ständige Aufgabe.

Auf Bali begegnen wir einer Gruppe junger Hindu-Frauen, die hoch aufgetürmt auf ihren Köpfen bunte Blumen und Feldfrüchte als Opfergaben zum nahen Tempel tragen.

Am Borobudur-Tempel in Mitteljava versammeln sich buddhistische Mönche, um sich an ihrem zentralen Heiligtum dem andächtigen Begreifen der ewigen Wahrheiten des "Erleuchteten" hinzugeben.

Aus den zahllosen Moscheen strömen am Freitagmittag die Scharen gläubiger Moslems in ihrer charakteristischen Gebetskleidung, also mit Sarong, Sandalen und Kopfbedeckung.

Aus den Kirchen batakscher Christen um den Tobasee in Nordsumatra klingen Choräle deutschen Ursprungs an unser Ohr.

Und die noch verbliebenen Anhänger der angestammten Naturreligionen im Innern Sumatras und Kalimantans (Borneo) werden nicht müde, Betelnuss oder Tabak für Ahnen und Geister zu opfern. Im Grunde aber gehören diese Stammesreligionen der Vergangenheit an. Ihre Voraussetzung waren Isolierung und Selbstbezogenheit der Stämme, für die in unserer heutigen Welt kein mehr Freiraum bleibt.

 

Odalan-Fest in Tirta Empul bei Tampak Siring, Bali
Tempelgeburtstag am 28. September 2004
 

 

Die balinesische Hindu-Dharma-Religion

Fast 95 % der Balinesen sind Hindus, die übrigen Einwohner sind Moslems oder Christen. Die balinesische Religion heißt Agama Hindu Dharma und ist eine eigenständige Variante des Hinduismus. Die Ursprünge der balinesischen Hindu-Dharma-Religion liegen im indischen Hinduismus. Aber auch Elemente aus dem Buddhismus und dem früheren animistischen Glauben der Ur-Inselbewohner an die magischen Kräfte der Natur und Ahnenverehrung sind darin zu finden. So ist die balinesische Religion nicht nur von hinduistischen Göttern geprägt, sondern man findet auch Fabelwesen, gute und böse Geister, Dämonen und Nymphen. Zu deren Ehre und Besänftigung gibt es zahllose Rituale und Feste.

Die Balinesen sind Nachfahren verschiedener Mongolenvölker, die vom südostasiatischen Festland auf die weite Inselwelt am Äquator übergesetzt haben. Ursprünglich standen mächtige Priester und Fürsten an der Spitze einer animistischen Agrargesellschaft. (Animismus kommt von dem lateinischen Wort 'Anima', was 'Seele' bedeutet. Die Animisten glauben, dass alle Lebewesen und die Natur (Berggipfel, Quellen, Bäume, Meer ...), alle Körper oder Gegenstände beseelt sind. Deshalb wird Animismus vielfach auch einfach Naturreligion genannt. Animismus ist wohl die älteste bekannte Religion überhaupt, wobei möglicherweise 'Glaube' der treffendere Begriff ist. Für Animisten gibt es keinen Gott als eigenständiges Wesen, wie z.B. bei uns Christen. Für Animisten ist alles Lebende beseelt und göttlich; und so ist das Göttliche für sie hier auf der Erde auch überall gegenwärtig.)

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Tirta EmpulIn der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends n. Chr. brachten Reisende und Händler aus Indien den Hinduismus in die heutige indonesische Inselwelt. Inder waren es, die die Vorstellung eines Gottkönigs in das politische und religiöse Denken der Balinesen einführten. Über Jahrhunderte wurde der primitive Animismus Balis vom Hinduismus durchdrungen. So entstand ein Konglomerat von hinduistischen und buddhistischen Prinzipien auf dem Fundament des Ahnenkultes und den Göttern der Erde, des Wassers, des Feuers und der Fruchtbarkeit. Daneben spielt der Glaube an die Wiedergeburt eine wichtige Rolle.

Auch tantrische Blutopfer und schwarze Magie kamen hinzu, dazu im 13. Jahrhundert unter hinduistischem Einfluss die  Totenverbrennungen . Alle diese Praktiken nahm die balinesische Religion auf und formte sie um, so dass sich schließlich daraus ein ganz eigenartiger Kult gebildet hat, den es eben nur auf Bali gibt: die Hindu-Dharma-Religion, eine Mischung von hinduistischen und buddhistischen Elementen, in die Vorstellungen aus (vorhinduistischer) animistischer Zeit aufgenommen wurden.

 

Als der Islam im 15. Jh. (von Sumatra kommend) den Hinduismus auf Java immer mehr verdrängte, nahm Bali viele flüchtende Hindus auf. Bali suchte mit den Zugewanderten seinen eigenen Weg; das hinduistische Bali und das muslimische Java wurden unversöhnliche Feinde.

Besakih MuttertempelUnter anderem hat sich auf Bali ein dualistisches Weltbild entwickelt, das sich im Gegenüber von Himmel und Erde, Sonne und Mond, Tag und Nacht, Göttern und Dämonen darstellt. Eins ist so wichtig wie das andere. Auch das Gute und das Böse ist ein Gegensatzpaar. Man muss zwar das Böse bekämpfen, aus der Welt schaffen kann man es aber nicht, man kann es nur in Schranken halten. Die schwarzweiß karierten Tücher, mit denen oft Schreine und Statuen in Tempeln und Häusern dekoriert sind, symbolisieren diesen Dualismus allen Seins. Folglich dienen Opfergaben, religiöse Rituale und Tänze sowohl der Verehrung von Göttern als auch, um die bösen Geister und Dämonen zu besänftigen.

Der Hinduismus hat Millionen von Göttern, kein Glaubensbekenntnis und keine klare, in sich geschlossene Lehre. Die oberste Gesamtgottheit Sang Hyang Widdhi verkörpert sich in einer Dreiheit (Trimurti) auf Erden:

  • Brahma ist Gott als Schöpfer der Welt und des Universums (seine Symbolfarbe: Rot, reitet auf einer Gans)

  • Vishnu ist Gott als Beschützer und Lebensspender, er erhält die Welt (reitet auf dem legendären Göttervogel Garuda und wohnt auf Balis heiligem Vulkan Agung, Symbolfarbe: Schwarz)

  • Shiva ist Gott als Zerstörer und Todbringer, aber dadurch zugleich auch als Erneuerer (Linga, ein religiöses Phallussymbol aus Stein für Männlichkeit, Potenz und Fruchtbarkeit ist sein Sinnbild, sein Reittier: ein Stier, die Kuh, Symbolfarbe: Weiß - Trauerfarbe bei Beerdigungen; soll auf dem Gipfel des Gunung Batur wohnen)

Obwohl die Hindu-Bali-Religion in ihren Grundzügen dem Hinduismus zuzuordnen ist, unterscheidet sie sich doch in der praktischen Ausübung sehr stark von dem Hinduismus, der in Indien praktiziert wird. Auch das noch bestehende Kastensystem ist nicht so streng wie in Indien.

Als 'originale' Balinesen verstehen sich die in einigen abgelegenen Dörfern in den Bergen (z.B. Trunyan, Tenganan und Bayung Gede) lebenden Bali-Aga, die neben den ursprünglichen Sitten und Gebräuchen auch ihren von vorhinduistischer Mythologie geprägten Glauben beibehalten haben. Die Bali-Aga verbrennen ihre Toten nicht, sondern lassen sie nach altmalaiischem Brauch im Freien verwesen.

 

(in Auszügen aus: Hans Helfritz: DuMont Kunst-Reiseführer 'Indonesien', 1977, DuMont Buchverlag, Köln,
und: G. Urban, P. Rump: 'Bali, die Trauminsel', Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld)


Priestertum und Gottesdienst

Bali, Priester in Tirta EmpulIn der Hindu-Bali-Religion hat der Priester als Mittler eine besonders wichtige Funktion. Die gütige Erscheinung des ganz in Weiß gekleideten Priesters auf seinem erhöhten Sitz in einer der offenen Hallen des Tempels ist all denen vertraut, die einmal einem Tempelfest beigewohnt haben. Dorfleute verrichten ihre Gebete unter der Leitung eines Priesters, damit sie richtig formuliert und verstanden werden. Zeremonien wie Heirat oder die Einsegnung eines Neugeborenen werden vom Priester abgehalten, der ihnen neben der Weihe Rechtsgültigkeit verleiht. Und auch zu privaten Feiern, z.B. zur Fertigstellung eines Hauses, wird der Priester gerufen, damit er den heiligen Segen erteilt.

Ob der Anlass fröhlicher oder ernster Natur ist - ein Vertreter der Priesterschaft ist immer zugegen. Es gibt zwei Laufbahnen: die höhere des Pedanda (des Hohepriesters) und die des Pemangku (des einfachen Tempelpriesters).

Bali, Priester in Tirta Empul (Tampak Siring)Alle bedeutenden Zeremonien werden vom Pedanda abgehalten. Er ist der geistige Führer der Gemeinde und der höchste Vertreter des Hindu-Bali-Glaubens. Während der religiösen Zeremonien ist er nicht nur Mittler zwischen Gott und den Menschen, sondern wird durch ein kompliziertes Ritual stummer Gebete, durch Glöckchengeläut und beschwörende Gesten der Hände zeitweilig eins mit Gott. Daraus gewinnt er die göttlichen Kräfte, die er braucht, um die Reinigungszeremonien zu vollziehen und das dazu benötigte Weihwasser herzustellen.

Bali, Tirta EmpulDas Ritual dauert mehrere Stunden. Während dieser Zeit strömen die Gläubigen in den Tempel, gehen mit ihren Opfergaben an den Schreinen vorbei und versammeln sich im inneren Hof, der sich in eine Bühne verwandelt. Alle Anwesenden spüren durch das ständige Geläut und die leise vom Priester gesprochenen mächtigen Mantras in sich die Andacht wachsen.

Wenn der Geist Gottes in das Weihwasser eingegangen ist, reicht der Hohepriester es dem Tempelpriester, der die Versammlung zum Segen und zur Reinigung damit besprengt.

Bali, OpfergabenDie Pemangku (einfachen Tempelpriester) haben viel zu tun. Sie verrichten unermüdlich alle im Tempel anfallenden Arbeiten, führen die Aufsicht bei Tempelfesten, teilen das Weihwasser aus, nehmen die Opfergaben in Empfang, leiten große Prozessionen und beteiligen sich aktiv an den Zeremonien.

Der Pedanda (Hohepriester) nimmt nicht an weltlichen Verrichtungen teil; er steht - einem Heiligen gleich - über allem. Sein Leben ist der Meditation, dem Studium der Theologie und der Rituale gewidmet. Eine ergebene Gehilfin findet er in seiner Frau: Durch die Heirat wird auch sie Priesterin und übernimmt die gleichen Aufgaben wie ihr Gemahl.

Priester kann man nur sein, wenn man zur obersten Kaste (Klasse) des hindu-balinesischen Adels gehört, zu den Brahmanen.

(in Auszügen aus: Hans Höfer: Apa Guides 'Bali', 1996, Apa Publications)
 

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