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Privaten
Urlaub |
Wolfgang Moning |
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Auf Bali begegnen wir einer Gruppe junger Hindu-Frauen, die hoch aufgetürmt auf ihren Köpfen bunte Blumen und Feldfrüchte als Opfergaben zum nahen Tempel tragen. Am Borobudur-Tempel in Mitteljava versammeln sich buddhistische Mönche, um sich an ihrem zentralen Heiligtum dem andächtigen Begreifen der ewigen Wahrheiten des "Erleuchteten" hinzugeben. Aus den zahllosen Moscheen strömen am Freitagmittag die Scharen gläubiger Moslems in ihrer charakteristischen Gebetskleidung, also mit Sarong, Sandalen und Kopfbedeckung. Aus den Kirchen batakscher Christen um den Tobasee in Nordsumatra klingen Choräle deutschen Ursprungs an unser Ohr. Und die noch verbliebenen Anhänger der angestammten Naturreligionen im Innern Sumatras und Kalimantans (Borneo) werden nicht müde, Betelnuss oder Tabak für Ahnen und Geister zu opfern. Im Grunde aber gehören diese Stammesreligionen der Vergangenheit an. Ihre Voraussetzung waren Isolierung und Selbstbezogenheit der Stämme, für die in unserer heutigen Welt kein mehr Freiraum bleibt.
Odalan-Fest in
Tirta Empul bei Tampak Siring, Bali
Die balinesische Hindu-Dharma-Religion Fast 95 % der Balinesen sind Hindus, die übrigen Einwohner sind Moslems oder Christen. Die balinesische Religion heißt Agama Hindu Dharma und ist eine eigenständige Variante des Hinduismus. Die Ursprünge der balinesischen Hindu-Dharma-Religion liegen im indischen Hinduismus. Aber auch Elemente aus dem Buddhismus und dem früheren animistischen Glauben der Ur-Inselbewohner an die magischen Kräfte der Natur und Ahnenverehrung sind darin zu finden. So ist die balinesische Religion nicht nur von hinduistischen Göttern geprägt, sondern man findet auch Fabelwesen, gute und böse Geister, Dämonen und Nymphen. Zu deren Ehre und Besänftigung gibt es zahllose Rituale und Feste. Die Balinesen sind Nachfahren verschiedener Mongolenvölker, die vom südostasiatischen Festland auf die weite Inselwelt am Äquator übergesetzt haben. Ursprünglich standen mächtige Priester und Fürsten an der Spitze einer animistischen Agrargesellschaft. (Animismus kommt von dem lateinischen Wort 'Anima', was 'Seele' bedeutet. Die Animisten glauben, dass alle Lebewesen und die Natur (Berggipfel, Quellen, Bäume, Meer ...), alle Körper oder Gegenstände beseelt sind. Deshalb wird Animismus vielfach auch einfach Naturreligion genannt. Animismus ist wohl die älteste bekannte Religion überhaupt, wobei möglicherweise 'Glaube' der treffendere Begriff ist. Für Animisten gibt es keinen Gott als eigenständiges Wesen, wie z.B. bei uns Christen. Für Animisten ist alles Lebende beseelt und göttlich; und so ist das Göttliche für sie hier auf der Erde auch überall gegenwärtig.)
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Als der Islam im 15. Jh. (von Sumatra kommend) den Hinduismus auf Java immer mehr verdrängte, nahm Bali viele flüchtende Hindus auf. Bali suchte mit den Zugewanderten seinen eigenen Weg; das hinduistische Bali und das muslimische Java wurden unversöhnliche Feinde.
Der Hinduismus hat Millionen von Göttern, kein Glaubensbekenntnis und keine klare, in sich geschlossene Lehre. Die oberste Gesamtgottheit Sang Hyang Widdhi verkörpert sich in einer Dreiheit (Trimurti) auf Erden:
Obwohl die Hindu-Bali-Religion in ihren Grundzügen dem Hinduismus zuzuordnen ist, unterscheidet sie sich doch in der praktischen Ausübung sehr stark von dem Hinduismus, der in Indien praktiziert wird. Auch das noch bestehende Kastensystem ist nicht so streng wie in Indien. Als 'originale' Balinesen verstehen sich die in einigen abgelegenen Dörfern in den Bergen (z.B. Trunyan, Tenganan und Bayung Gede) lebenden Bali-Aga, die neben den ursprünglichen Sitten und Gebräuchen auch ihren von vorhinduistischer Mythologie geprägten Glauben beibehalten haben. Die Bali-Aga verbrennen ihre Toten nicht, sondern lassen sie nach altmalaiischem Brauch im Freien verwesen.
(in Auszügen aus: Hans Helfritz:
DuMont Kunst-Reiseführer 'Indonesien', 1977, DuMont Buchverlag,
Köln, Priestertum und Gottesdienst
Ob der Anlass fröhlicher oder ernster Natur ist - ein Vertreter der Priesterschaft ist immer zugegen. Es gibt zwei Laufbahnen: die höhere des Pedanda (des Hohepriesters) und die des Pemangku (des einfachen Tempelpriesters).
Wenn der Geist Gottes in das Weihwasser eingegangen ist, reicht der Hohepriester es dem Tempelpriester, der die Versammlung zum Segen und zur Reinigung damit besprengt.
Der Pedanda (Hohepriester) nimmt nicht an weltlichen Verrichtungen teil; er steht - einem Heiligen gleich - über allem. Sein Leben ist der Meditation, dem Studium der Theologie und der Rituale gewidmet. Eine ergebene Gehilfin findet er in seiner Frau: Durch die Heirat wird auch sie Priesterin und übernimmt die gleichen Aufgaben wie ihr Gemahl. Priester kann man nur sein, wenn man zur obersten Kaste (Klasse) des hindu-balinesischen Adels gehört, zu den Brahmanen.
(in Auszügen aus: Hans Höfer: Apa
Guides 'Bali', 1996, Apa Publications) |